Bauplätze
Nahe Zeitung vom Samstag, 27. Januar 2018
Alter Stierstall ist ein Sanierungsfall
Infrastruktur 1 Million Euro teure Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet in Leisel gehen auf die Zielgerade.
Mit dem ursprünglich ins Auge gefassten Abschluss der Arbeiten bis Ende 2017 hat es zwar nicht geklappt, doch gleichwohl hat die Gemeinde Leisel die Verwirklichung ihres wichtigsten Vorhabens weiter fest im Visier. „Ab Frühjahr gehen wir in die Vermarktung und den Verkauf der Plätze in unserem Neubaugebiet. Unmittelbar danach kann auch die Errichtung der Eigenheime beginnen“, sagt Ortsbürgermeister Wolfgang Schüßler zum aktuellen Stand des Erschließungsprojekts, in das die Gemeinde rund 1 Million Euro investiert. Sie will in diesem Jahr aber auch die Rettung eines ortsbildprägenden Gebäudes in Angriff nehmen und rund 100 000 Euro in die Sanierung des alten Stierstalls stecken.
Im Neubaugebiet „Krummenacker“, so lautet der Flurname, hat die beauftragte Firma Kanalrohre, Wasser- und andere Versorgungsleitungen sowie Glasfaserkabel für einen schnellen Internetanschluss bereits verlegt. Auch die Erschließungsstraßen und deren Beleuchtung sind inzwischen bereits fertiggestellt. Was fehlt, sei lediglich noch der Feinschliff, betont der seit 2009 amtierende Gemeindechef.
Insgesamt 25 Parzellen mit einer Größe zwischen 700 und 900 Quadratmetern werden in Südhanglage sowie mit direktem und unverbaubarem Blick in Richtung Nationalpark im derzeit knapp 540 Einwohner zählenden Dorf angeboten. Allerdings liegen schon jetzt für zehn Grundstücke feste Reservierungen vor. Auf der Internetseite der Kommune gibt es dazu unter www.leisel.net eine Übersichtskarte und als besonderes Bonbon Aufnahmen von einem Drohnenflug über das Neubaugebiet.
In seiner jüngsten Sitzung, in der auch der Doppelhaushalt für die Jahre 2018 und 2019 verabschiedet wurde, hat der Gemeinderat beschlossen, dass die voll erschlossenen Parzellen für 49 Euro pro Quadratmeter veräußert werden – ein Preis, den Schüßler als „psychologisch“ bezeichnet, weil man ganz bewusst bei der Werbung um Ansiedlungswillige unter der Marke von 50 Euro bleiben wollte.
Da die Gemeinde mit dem Verkauf der zehn reservierten Grundstücke rechnet, kann sie von Einnahmen in Höhe von 400 000 Euro ausgehen. In diesem Fall müsste die Kommune nach Auskunft von Lorenzo Warth, Sachbearbeiter bei der Finanzabteilung der Verbandsgemeindeverwaltung in Birkenfeld, noch etwa 380000 Euro an neuen Krediten aufnehmen, um das Projekt auszufinanzieren.
Das Neubaugebiet sei derzeit das „zentrale Thema“ der Gemeindepolitik, stellt der Ortsbürgermeister klar. Denn nachdem in der jüngeren Vergangenheit im Herzen von Leisel mehrere Plätze neu gestaltet und die Vereinshalle modernisiert wurden, „sind wir hinsichtlich der Dorfinnenentwicklung eigentlich so gut wie durch“, betont Schüßler.
Nun habe sich die Kommune vor allem den „Erhalt unserer historischen Bausubstanz auf die Fahnen geschrieben“, fügt der Ortschef hinzu. Daher wird sie rund 100 000 Euro in die Sanierung des sogenannten alten Stierstalls stecken. Es handelt sich dabei um ein ortsbildprägendes Gebäude, das in der Straße „In der Hub“ steht und auf dem der nach wie vor funktionstüchtige Glockenturm thront. Es dient als Werkstatt und Lager der Gemeindearbeiter sowie als Garage für den Traktor der Kommune. „Der alte Stierstall macht ein Stück weit den Charakter von Leisel aus“, betont Schüßler. Da am Gebäude der Zahn der Zeit aber arg genagt hat, es Risse aufweist und das Problem besteht, dass es sich absenkt, ist eine Renovierung nötig. „Wir wollen damit verhindern, dass das Gebäude weiter abrutscht. Zudem soll der Dachstuhl saniert und die Fassade erneuert werden“, informiert Schüßler.
Größter Waldbesitzer in der VG
Weitere Investitionen in Höhe von rund 30 000 Euro stehen an, um die insgesamt sechs gemeindeeigenen und vermieteten Wohnungen im Ort instand zu halten. Unter anderem geht es dabei nach Auskunft des Bürgermeisters um die Sanierung von Heizungsanlagen.
Ein weiteres Kennzeichen von Leisel ist es, dass es in der Verbandsgemeinde Birkenfeld keinen größeren kommunalen Waldbesitzer gibt. Der Gemeindeforst erstreckt sich über eine Fläche von circa 265 Hektar und wirft pro Jahr durchschnittlich einen Gewinn von etwa 50 000 Euro ab, wobei diese Einnahmen – anders als Steuererträge – nicht größtenteils über die Umlage an Kreis und VG abgeführt werden müssen. „Wir wollen von unserem Wald aber nicht nur nehmen, sondern ihm auch etwas zurückgeben“, betont Schüßler. Um der Versauerung des Bodens entgegenzuwirken, ist daher eine Forstkalkung per Hubschrauber vorgesehen. Die Kosten für diese Maßnahme sind mit 21 000 Euro veranschlagt.
Bemerkenswert beim Blick in den neuen Leiseler Etat ist schließlich auch der Umstand, dass es in einem Punkt keinen Haushaltsansatz gibt und die Gemeinde demzufolge bei diesem Thema nicht mit Einnahmen rechnet. Die Rede ist von der Windkraft. Auf Leiseler Gebiet hatte die Firma Geres aus Frankfurt die Errichtung von zwei Rädern geplant, die Teil eines gemeinsamen Windparks mit Siesbach und insgesamt acht Anlagen sein sollte.
Kaum noch Chancen auf Windkraft
Für diese Pläne hatte die Kreisverwaltung aber keine Genehmigung erteilt und dies neben naturschutzfachlichen Aspekten mit dem Veto der Bundeswehr begründet. Diese würde nämlich durch Windräder die Funktionsfähigkeit eines militärisch wichtigen Funkmastes auf dem Gelände der Idar-Obersteiner Rilchenbergkaserne, dem sogenannten Link 16, beeinträchtigt sehen. Gegen diesen Bescheid hat die Firma Geres Widerspruch eingelegt. Das Verfahren läuft aber noch, und ein Verhandlungstermin vor dem Kreisrechtsausschuss hat noch nicht stattgefunden. „Insofern planen wir auch überhaupt noch nicht mit irgendwelchem Geld aus der Windkraft“, sagt Schüßler.
Nahe Zeitung vom Samstag, 27. Januar 2018, von Axel Munsteiner