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Donnerstag, 2. Dezember 2021, Nahe-Zeitung

Karl-Heinz Bittig verlässt politische Bühne

Auf großes Tamtam zum Abschied aus der Politik wollte Karl-Heinz Bittig (links) bei der Einwohnerversammlung verzichten. Beobachtet von den Ratsmitgliedern im Hintergrund, überreichte der Erste Beigeordnete René Dietrich dem scheidenden Leiseler Ortschef dennoch ein kleines Präsent.

Leiseler Ortsbürgermeister gibt Amt zum Jahresende ab – Erster Beigeordneter René Dietrich soll Nachfolger werden

Es war ein Comeback, das von Anfang an nur auf eine begrenzte Zeit angelegt war: Wolfgang Bittig macht seine schon beim neuerlichen Amtsantritt im Sommer 2019 getroffene Ankündigung wahr und hört zum Jahresende, wenn Halbzeit in der aktuellen Wahlperiode ist, als Ortsbürgermeister von Leisel auf. Für den 79-Jährigen gibt es aber einen eindeutigen Wunschnachfolger, der zwar auch vom Rest des Gemeinderats unterstützt wird, aber erst noch gewählt werden muss. Es ist der bisherige Erste Beigeordnete René Dietrich.
 
Zum Abschluss der Einwohnerversammlung, die vor wenigen Tagen in der Vereinshalle stattfand, nutzte Karl-Heinz Bittig, unbestritten eine der markantesten Bürgermeisterpersönlichkeiten im Birkenfelder Land, die Gelegenheit, um noch einige Anmerkungen in eigener Sache zu machen. „Wie Ihr alle wisst, werde ich mich am 31. Dezember endgültig aus der Kommunalpolitik verabschieden. Es war eine tolle Zeit, und vor allem die Zusammenarbeit mit René hat mir in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel Spaß gemacht. Ihr bekommt mit ihm einen sehr guten Mann. Ich werde jederzeit bereit sein, ihn zu unterstützen. Aber natürlich soll er jetzt seinen eigenen Weg machen“, betonte der 79-Jährige bei der von großer Harmonie geprägten Versammlung vor rund 30 Zuhörern im Saal.
 
Dankbar für intensive Einarbeitung
René Dietrich gab das Lob umgehend zurück. Er sei Bittig „ewig dankbar“, dass dieser im Sommer 2019 bereit gewesen sei, noch einmal für zweieinhalb Jahre das Amt als Ortsbürgermeister zu übernehmen, erklärte der 31 Jahre alte Polizist, der bei der Inspektion in Idar-Oberstein beschäftigt ist. Da er seitdem aber Hand in Hand mit Bittig arbeitete, ständig in Kontakt mit ihm stand und in alle Entscheidungen eng eingebunden war, gab es für Dietrich sozusagen die Chance für eine lange Eingewöhnungszeit, um nun selbst im nächsten Jahr den Chefposten im mit rund 570 Einwohnern viertgrößten Ort der Verbandsgemeinde zu übernehmen.
 
Um den Hintergrund dieser Aussage zu verstehen, ist an dieser Stelle ein kurzer Rückblick erforderlich. Nachdem Wolfgang Schüßler nach zehn Jahren im Amt auf eine neuerliche Kandidatur verzichtet und sich auch sonst kein weiterer Bewerber gefunden hatte, war am 26. Mai 2019 die Direktwahl des Ortsbürgermeisters in Leisel ausgefallen. An diesem Tag wurde aber auch der neue Gemeinderat gewählt, wobei René Dietrich die mit Abstand meisten Personenstimmen erhielt.
Aufgrund „privater Umstände“ – er war zu diesem Zeitpunkt beispielsweise mit dem Hausbau beschäftigt – wollte Dietrich damals aber noch nicht selbst an die Spitze der Gemeinde treten. Vor der konstituierenden Ratssitzung im August 2019 verständigte sich man daher auf folgende Lösung: Der erfahrene Kommunalpolitiker Karl-Heinz Bittig, der zuvor in der Ära Schüssler Erster Beigeordneter war, würde sich zum Ortsbürgermeister wählen lassen und dann nach der Hälfte der Wahlperiode den Stab an René Dietrich übergeben, der zunächst als neuer Erster Beigeordneter agieren sollte. Dieser vorher verabredete Fahrplan wurde dann bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt genauso eingehalten.
 
Klar ist aber auch: Mit René Dietrich gibt es zwar einen designierten Nachfolger für Bittig, aber es muss nun aus gesetzlichen Gründen zwingend die Neuwahl eines Leiseler Ortsbürgermeisters festgesetzt werden. Der genaue Termin dafür steht nach Auskunft von Florian Schmidt, zuständiger Sachbearbeiter der Birkenfelder VG-Verwaltung und selbst Leiseler, noch nicht fest. Für den Chefposten im Nationalparkdorf dürfen sich aber selbstverständlich auch andere Bewohner des Orts melden.
 
In Corona-Zeiten viel bewegt
„Seht zu, dass ihr das Dorf in Zukunft weiterentwickelt. Wir sind auf einem guten Weg“, appellierte Bittig bei seinem Schlussstatement an alle Anwesenden in der Vereinshalle. Obwohl Bittigs zweite Amtszeit als Ortsbürgermeister im Schatten von Corona stand, habe sich in der Gemeinde in der Tat sehr viel bewegt, betonte auch Dietrich, der in der Versammlung ein kleines Resümee über das Geschehen in den vergangenen zweieinhalb Jahren gezogen hatte.
 
Die Vermarktung des Neubaugebiets „Auf dem Krummenacker“, für dessen Erschließung noch in der Amtszeit von Wolfgang Schüßler die Weichen gestellt wurden, läuft sehr gut. Von 25 Grundstücken sind nur 4 noch nicht verkauft. Erste Schritte für die Modernisierung des Gemeinschaftshauses, wo unter anderem bereits eine neue Küche eingebaut wurde, sind schon erfolgt, weitere sind beispielsweise in Sachen Dachsanierung fest in Planung.
 
Der Glasfaserausbau im Rahmen des kreisweiten Projekts hat in den vergangenen Monaten auch in Leisel das Geschehen geprägt. Die mit der Ausführung der Arbeiten verbundenen Probleme sind allgemein bekannt und betreffen auch Leisel. Der Gemeinde sind dabei aber die Hände gebunden. Er rechne erst im Sommer 2022 mit der Fertigstellung und dem Anschluss der Häuser, hatte Karl-Heinz Bittig gleich zu Beginn des Einwohnertreffens erklärt.
 
Unbedingt darauf achten sollte die Gemeinde, dass Leisel, das über eigene Quellen verfügt, auch in Zukunft seine selbstständige Trinkwasserversorgung aufrechterhalten kann, mahnte der 79-Jährige an. Großen Raum nahm in der Einwohnerversammlung auch der von Ortsbürgermeister Bittig vorgetragene Bericht über den Zustand des kommunalen Forsts ein. Er ist mit fast 300 Hektar Fläche eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde, die aktuell beispielsweise mit einem Gewinn von circa 70 000 Euro aus der Bewirtschaftung rechnet.
 
Wald liegt ihm besonders am Herz
„Der Wald ist sein großes Steckenpferd“, sagte Dietrich über den großen Wert, den Bittig darauf legt, dass die Leiseler ihr grünes Tafelsilber hegen und pflegen. Mit dem neuen Revierförster Philipp Conrad habe man diesbezüglich einen Fachmann, den er sehr schätze, betonte der scheidende Ortschef. Wie zum Beweis von Dietrichs Aussage, wandte sich Bittig schließlich direkt an den Berichterstatter der NZ: „Schreiben Sie bitte unbedingt auf, dass wir hier in Leisel einen sehr schönen Wald haben“, betonte er – und der Wunsch dies öffentlich kundzutun, soll an dieser Stelle erfüllt werden.
 
Gebürtiger Pfälzer wurde der Liebe wegen im Hunsrück heimisch 
Karl-Heinz Bittig ist ein gebürtiger Pfälzer, der aus Neustadt an der Weinstraße stammt. Nach einer entsprechenden Ausbildung arbeitete der gelernte Schlosser und Schweißer unter anderem bei der BASF in Ludwigshafen, bevor er in der Bundeswehrzeit nach Birkenfeld kam und dort seine Frau kennenlernte. 1967 zog er deshalb nach Leisel, wo er im Betrieb seines Schwiegervaters zum Landwirt umsattelte. 1980 wurde Karl-Heinz Bittig erstmals Mandatsträger im Gemeinderat. 1984 wurde er Erster Beigeordneter, und Anfang 1989 trat er dann offiziell die Nachfolge des verstorbenen Werner Jung als Ortsbürgermeister an. Dieses Amt hatte er drei Wahlperioden lang inne. 2004 verzichtete er aber auf eine neuerliche Kandidatur. Die folgende kommunalpolitische Pause dauerte aber nur zwei Jahre. 2006 kehrte er in den Rat zurück und übernahm später auch wieder das Amt des Ersten Beigeordneten, bevor er im Sommer 2019 noch einmal für zweieinhalb Jahre den Posten des Ortschefs übernahm. Die letzte Ratssitzung unter seinem Vorsitz soll am Mittwoch, 15. Dezember, stattfinden.

Donnerstag2. Dezember 2021Nahe-Zeitung, von Axel Munsteiner