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Nahe Zeitung vom Freitag, 28. Dezember 2018

Fünf schöne Frauen und ein Räuber

Theatergruppe zeigt turbulente Komödie

Fünf Frauen und kein Mann im Haus – für Charly, der auf der Bühne in der Leiseler Vereinshalle in die WG von fünf jungen, gut aussehenden Damen reinplatzt, könnte es kaum besser laufen. Aber der junge Mann hat ganz andere Sorgen: Er hat gerade, im Rock und mit geschminktem Gesicht, eine Bank ausgeraubt und sucht einen Unterschlupf.

In der WG hat er alles, was er braucht: Einen Ort, an dem die Polizei ihn nicht sucht, und fürs Herz ist bei der Auswahl an Frauen auch etwas dabei. Also nennt er sich ab sofort Tanjuscha, spricht mit hoher Stimme und gibt irgendwann im Lauf des Spiels die Beute zurück – für jemanden, der seinen Frieden bei den WG-Bewohnerinnen gefunden hat, eine logische Entscheidung. Nur die Frauen können es nicht verstehen, als zum Schluss des Stücks alles ans Licht kommt. „Also du bist der Depp, der das Geld zurückgebracht hat“, schreit eine von ihnen, halb erstaunt, halb anklagend, Charly an.

Auch in diesem Jahr hatte die Leiseler Theatergruppe wieder eine Krimikomödie für ihre Weihnachtsaufführungen ausgewählt: „Räuber im Rock“ wurde als offene Generalprobe am Sonntag vor Heiligabend und als Hauptvorstellung am ersten Weihnachtstag in der Vereinshalle gespielt. Etwa 150 Zuschauer kamen zur ersten Vorstellung am Sonntag: Es hätten ein paar mehr sein können, fand Regisseur Horst-Günther Dietrich, aber immerhin war es eine deutliche Steigerung gegenüber der Generalprobe beim im vorigen Jahr aufgeführten Stück. Zwei Neue sind im aktuellen Ensemble vertreten: Alex Darmian als Vermieter und Lara Groß als Siggi, die mit einem Diadem aus Blumen im Haar ein bisschen wie Ophelia aus Shakespeares „Hamlet“ aussah.

Man hatte das Gefühl, dass der Komödienschreiber, der sich das Räuber-unter-Frauen-Spiel ausgedacht hatte, alles reinpackte, was an Gags zum Thema passt. Und habe dabei, weil ein Theaterabend ja nicht ewig dauert, manche Szenen stark gekürzt. Da trinkt zum Beispiel die stämmige Russin Tanjuscha, also Charly, mit Nachbar Oskar Schnaps, ein Prost gibt das nächste. „Die Frau schafft wie ein Brunnenputzer und säuft wie ein Mann“, sagt Oskar und schläft wie der genauso betrunkene Charly ein. Das geht blitzschnell über die Bühne, denn der nächste Witz wartet schon.

WG-Mädchen Tanja und ein Nachbarssohn wollen von der Russin einige Sätze in ihrer Heimatsprache hören – die ungeschickte Art, mit der sich Charly alias Tanjuscha aus der Misere windet, ist ebenfalls schnell ausgespielt. Dann bekommt Charly bei einem ganz kleinen Jubiläum (zwei Monate in der WG) von den Frauen Geschenke, auch ein Damenslip ist darunter. Seine Mitbewohnerinnen wollen, dass er das Kleidungsstück vor ihnen anprobiert – für Charly, der nach wie vor das Weib aus Sibirien mimt, eine heikle Situation. Und auch dass in einer Frauen-WG jemand ist, der im Stehen pinkelt, gehört zu den Merkwürdigkeiten, die zunächst nicht aufgeklärt werden.

Zwischendurch taucht Ralf auf, Charlys Komplize, und will seinen Anteil an der Beute. Die WG-Frauen kennen zu dem Zeitpunkt noch nicht die volle Wahrheit, sehen aber, dass Ralf ihren Charly bedroht: Sie überwältigen Ralf und fesseln ihn. Unmittelbar darauf steht der Vertreter einer Versicherung im Raum. „Und der da“, sagt eine der WG-Frauen und weist auf den gefesselten Ralf, „ist der Mann von der Continentale.“ Eine Anspielung auf Ortschef Wolfgang Schüßler, der bei der Continentale-Vesicherung arbeitet.

Nahe Zeitung vom Freitag, 28. Dezember 2018, von Karl-Heinz Dahmer