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Nahe Zeitung vom Donnerstag, 23. September 2010

Gibt es schon bald einen „Windpark Leisel“?

Rund 70 Einwohner kamen zur Bürgerversammlung – Grundsatzentscheidung am 8. Oktober im Ortsgemeinderat – Bedenken wegen Wasserversorgung.

Werden bei Leisel bald Windräder auf den Höhen stehen? Bei einer Gemeindeversammlung war die Stimmung grundsätzlich positiv – es gab allerdings auch Stimmen, die vor Gefahren warnten.

Leisel. Rund 70 Bürger waren zur Gemeindeversammlung ins Leiseler Vereinsheim gekommen, es war die erste, zu der der Gemeinderat in der laufenden Legislaturperiode eingeladen hatte. Hauptdiskussionspunkt war der mögliche Bau von Windkraftanlagen nordwestlich des Dorfes. Norbert Wiemann und Liane Eckel, Geschäftsführer und Projektmanagerin der Gesellschaft zur Entwicklung und Nutzung regenerativer Energiesysteme (Geres-Group) stellten den Bewohnern Planungen vor, nach denen bis zu sechs oder sieben Windkraftanlagen an dieser Stelle einen künftigen „Windpark Leisel“ bilden könnten, für vier weitere hat man mögliche Standorte im benachbarten Staatsforst ausgemacht.

Die Windenergieanlagen, erläuterte Wiemann, würden eine Nabenhöhe von 130 Metern und eine Rotorlänge von rund 50 Metern haben. Mit Animationen von verschiedenen Standpunkten im Dorf versuchte der Experte deutlich zu machen, dass sie von Leisel aus kaum sichtbar seien, und auch die Lärmbelästigung sei äußerst gering, zumal der Wind von den Anlagen nur selten in Richtung des Dorfes wehe. „Eine sehr verträgliche Lösung“, warb der Windanlagenbauer für das Projekt, für das er inklusive Stromleitungen und Umspannwerk eine Investitionssumme von 30 Millionen Euro nennt.

Bedenken seitens der Bürger wurden vor allem wegen der sensiblen Quellhorizonte geäußert, aus denen Leisel das Trinkwasser bezieht. Hier befürchtet man Schäden zum einen wegen der großen Fundamente der Windräder, zum anderen wegen der Transportwege durch den Wald und der Stellplätze für den großen Kran, der zum Aufbau notwendig ist. Kritik kam von Ratsmitglied Thomas Petsch, der über das „Holterdipolter“ bei der Entscheidungsfindung klagte. „Der Zeitdruck kommt von außen über die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe“, erklärte Verbandsgemeindebürgermeister Dr. Bernhard Alscher. Nach dem Beschluss der Planungsgemeinschaft gilt der alte Raumordnungsplan nur noch bis zum 19. November, danach sind keine neuen Flächen für Windkraftanlagen mehr auf dem Gebiet der VG Birkenfeld vorgesehen.

Ortsbürgermeister Wolfgang Schüßler machte deutlich, dass Leisel dringend auf die Einnahmen aus der Windkraft angewiesen ist. „Wir haben ein jährliches strukturelles Defizit von 20 000 bis 30 000 Euro“, erklärte Schüßler und machte aus seiner positiven Einstellung zum Bau der Anlagen keinen Hehl. „Das ist einer der besten Standorte in Rheinland-Pfalz.“

Schüßler betonte allerdings auch, dass der Rat noch keine Entscheidung getroffen habe, der Grundsatzbeschluss zum Bau der Anlagen soll bei der nächsten Sitzung des Ortsgemeinderats am 8. Oktober gefällt werden. Da dürften dann auch die Zahlen über zu erwartende Einnahmen, die Wiemann präsentierte, eine Rolle spielen. Mit bis zu 40 000 Euro pro Jahr und Windrad könne die Gemeinde rechnen, erklärte der Anlagenbauer. Und in die Kassen der Verbandsgemeinde würden darüber hinaus in einem Zeitraum von 20 Jahren rund 2,3 Millionen Euro Gewerbesteuer fließen.(

Nahe Zeitung vom Donnerstag, 23. September 2010, Seite 26